Selbstregulation - eine Schlüsselfähigkeit für Eltern
Gefühlsregulation: Ein must für Eltern?
Jesper Juul, der bekannte dänische Familientherapeut und Autor, hat viel über die Bedeutung der Gefühlsregulation von Eltern gesprochen, insbesondere im Zusammenhang mit der Beziehung zwischen Eltern und Kindern.
Er betonte, dass die emotionale Selbstregulation der Eltern eine zentrale Rolle in der Erziehung spielt. Hier sind einige zentrale Punkte aus seiner Arbeit:
1. Das Vorbild der Eltern
Jesper Juul betonte immer wieder, dass Kinder durch das Verhalten ihrer Eltern lernen. Eltern sind für ihre Kinder die wichtigsten Vorbilder, und die Art und Weise, wie Eltern mit ihren eigenen Emotionen umgehen, hat großen Einfluss auf die emotionale Entwicklung des Kindes. Wenn Eltern ihre eigenen Gefühle wahrnehmen, annehmen und angemessen ausdrücken können, lernen Kinder, dass es sicher ist, auch ihre eigenen Gefühle zu spüren und zu regulieren.
2. Gleichwürdigkeit in der Beziehung
Juul spricht von Gleichwürdigkeit als ein zentrales Konzept in der Eltern-Kind-Beziehung. Dabei geht es darum, dass Eltern die Gefühle und Bedürfnisse ihres Kindes respektieren, ohne dabei ihre eigenen Emotionen und Bedürfnisse zu vernachlässigen. Dies bedeutet, dass Eltern in der Lage sein sollten, ihre eigenen Emotionen zu regulieren, um Machtkämpfe mit ihrem Kind zu vermeiden und stattdessen bewusst zu handeln.
3. Selbstfürsorge der Eltern
Juul betonte auch die Wichtigkeit der Selbstfürsorge bei Eltern. Nur wenn Eltern sich ihrer eigenen emotionalen Grenzen bewusst sind und für ihr eigenes Wohlbefinden sorgen, können sie in schwierigen Situationen ruhig und ausgeglichen bleiben. Nur ein stetig gefüllter innerer Tank, kann geben. Emotional ausgeglichene Eltern sind in der Lage, besser auf die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen.
4. Authentizität statt Perfektion
Juul warnte auch davor, dass Eltern sich nicht dazu zwingen sollten, immer „perfekt“ zu reagieren oder ihre Gefühle zu unterdrücken. Kinder würden es ohnehin merken, wenn dies passiert. Stattdessen ging es ihm darum, authentisch zu sein – das heißt, Gefühle ehrlich und respektvoll auszudrücken, ohne das Kind emotional zu belasten. Dies zeigt Kindern, dass auch unangenehme Gefühle wie Wut oder Traurigkeit akzeptabel sind, solange konstruktiv damit umgegangen wird.
5. Die Balance zwischen Nähe und Distanz
In seinen Büchern und Vorträgen sprach Juul darüber, wie wichtig es ist, dass Eltern die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu den Gefühlen ihrer Kinder finden. Zu viel emotionale Nähe kann dazu führen, dass Eltern überreagieren und Schwierigkeiten haben, ruhig zu bleiben, wenn ihre Kinder emotional werden.
Zu viel Distanz kann hingegen dazu führen, dass Kinder sich unverstanden oder emotional allein fühlen. Die Fähigkeit, selbstreguliert und ruhig zu bleiben, hilft Eltern, eine gesunde Balance zu finden und empathisch, aber nicht überwältigt auf die Emotionen ihrer Kinder zu reagieren.
Fazit:
Die emotionale Selbstregulation von Eltern ist eine Schlüsselfähigkeit. Sie unterstützt Kinder nicht nur dabei, ihre eigenen Emotionen zu verstehen und zu steuern. Nein, sie ist die Basis dafür, dass sie überhaupt dazu in der Lage sind. Indem Eltern achtsam und authentisch mit ihren eigenen Gefühlen umgehen, fördern sie die emotionale Intelligenz und das Wohlbefinden ihrer Kinder.
Wie wichtig gerade diese Fähigkeit der Selbstregulation in Familien mit sehr selbstbestimmten, autonomen Kindern ist, zeigt dieser Blogartikel.