10 Schritte, um mit Schimpfen oder Schreien aufzuhören

10 Schritte um mit Schimpfen oder Schreien aufzuhören
 

Der gute Vorsatz und die Realität, um mit dem Schimpfen aufzuhören

Schimpftiraden oder das Schreien mit den eigenen Kindern ist irgendwie auch in Elterngruppen noch Tabu, dabei kommen wirklich viele Eltern, öfter als man denkt, an den Punkt, wo die Vernunft aussetzt.

Das passiert sicherlich allen Eltern im Laufe ihrer „Eltern-Karriere“ öfter als sie möchten, aber wenn es zum täglichen Tenor wird, dann darf man sich darüber Gedanken machen, wie man wieder zu einem respektvolleren Umgang in der Familie kommen kann.

"Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen, mit dem Schimpfen bzw. Lautwerden gegenüber meiner Kinder aufzuhören. Aber ich schaffe es nicht! Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie ich bei meinen lauten Kindern das schaffen soll, zu ihnen vorzudringen. Hast du ein paar Tipps für mich?"

 

Was löst Schimpfen oder Schreien beim Kind aus?

Die Wahrheit ist, dass Schreien oder Schimpfen beim Kind verschiedene Sachen - durchaus negative Dinge - auslöst:

  • Viele Kinder verschreckt es, es verunsichert vor allem auch kleine Kinder, wenn die Person, die ja gut für es sorgen soll, der „sichere Hafen“ und die Anlaufstelle sein soll, plötzlich bedrohlich und verletzend wird.

  • Es verletzt sie seelisch und sie fangen an, eine Art Schutzmauer aufzubauen.

  • Sie beginnen sich abzuschotten oder beginnen sich zu wehren, gehen je nach Typ in den Angriff und schimpfen mit der Zeit auch zurück.

  • Auf keinen Fall dürfen wir glauben, dass wir ihnen auf diese Art und Weise etwas Gutes beibringen: also wenn du eine Sache schon 1000x gesagt hast, dann muss man doch dem Kind das beibringen, es muss das doch schon längst wissen...

  • Das Gegenteil ist der Fall, dadurch dass sie in Verteidigungshaltung sind, sind sie absolut nicht aufnahmefähig - Lernen ist in diesem Zustand nicht möglich und das Einzige, was wir dadurch weitergeben ist, dass sie am besten nicht auf uns hören, bis wir unsere Stimme erheben.

 

Aber mein Kind hört mir ja nicht mal mehr zu! Wie soll ich da mit dem Schimpfen aufhören?

Wenn dein Kind schon ziemlich unbeeindruckt ist, von einer Schimpf- oder Schreitirade, dann ist das ein guter Hinweis darauf, dass es schon eine Abwehrhaltung aufgebaut hat, gegen das Schimpfen oder Nörgeln, aber auch gegen dich.

Das unglückliche Resultat, wenn zu viel geschimpft wird, ist ein Kind, dass immer weniger dazu bereit ist, zu kooperieren.

Egal, ob unsere Kinder es zeigen oder nicht, unsere Wutanfälle, unser Schimpfen bringen unsere Kinder (egal welches Alter) dazu, sich immer weiter von uns zu entfernen.

Wenn das der Grundtenor im Umgang mit unseren Kindern ist, wenn das zur Norm wird, dann sorgt das dafür, dass sie uns möglichst auf Distanz halten. Besonders in den Teenagerjahren wird es dann sehr schwierig für uns Eltern, überhaupt noch einen Einfluss auf sie zu haben, weil die Beziehung zwischen Eltern und Kind stark strapaziert ist.

 

Wie gehst du nun also am besten vor? Das sind die 10 Schritte, um mit dem Schimpfen aufzuhören:

Dazu benötigst du den Fokus auf deine eigenen Emotionen und mehr Mitgefühl mit dir selbst. Lies' dir im Folgenden die 10 Schritte, um mit dem Schimpfen aufzuhören, durch. Vielleicht gelingen dir einige Punkte jetzt schon gut, andere wiederum nicht. Wo hast du noch Entwicklungsbedarf?

 

1. Mache dir bewusst:  Unsere Aufgabe als Eltern ist , für die körperliche und emotionale Sicherheit unserer Kinder zu sorgen, und das umfasst vor allem auch das Regulieren unserer eigenen Emotionen.

Warum? Unsere Ruhe bringt unser Kind in die Lage, sich sicher genug zu fühlen, sodass es sich nicht „verteidigen“ muss. Es ist auch der einzige Weg, wie unsere Kinder die so viel diskutierte Emotionsregulation lernt – durch Abschauen von den Erwachsenen in seinem Umfeld!

Wenn wir als Mama oder Papa oder als jede andere Bezugsperson des Kindes zu gestresst sind, um Herunterzukommen oder respektvoll mit unserem Kind umzugehen, dann ist es tatsächlich unsere eigene Verantwortung, das in den Griff zu kriegen und hierfür zu sorgen. Nicht nur für unser Kind, sondern auch in unserem eigenen Interesse!

 

2. Verpflichte dich deiner Familie bzw. deinem Kind gegenüber, dass du einen respektvolleren Ton wählst.

Das fühlt sich für viele ziemlich eigenartig und ungewohnt an, seinem Kind gegenüber anzukündigen, dass man aufhört mit dem Schimpfen und Schreien. Aber es ist ziemlich effektiv, denn wer sonst soll uns daran erinnern?

Es ist ziemlich authentisch, wenn wir unserem Kind gegenüber zugeben können, dass wir das vorhaben. Dass es uns wahrscheinlich nicht sofort und auch nicht immer gelingen wird. Dass wir es ernsthaft versuchen und darin mit der Zeit immer besser werden. Und dass uns unser Kind daran erinnern soll, wenn es uns gerade nicht gelingen will.

Damit schlagen wir gleich 2 Fliegen mit einer Klappe: Das Kind merkt, dass wir aus Fehlern lernen und übernimmt diese positive "Fehlerhaltung". Und 2. hilft es uns, es nicht persönlich zu nehmen oder beleidigt zu sein, wenn uns unser Kind tatsächlich daran erinnert.

 

3. Erinnere dich daran, dass Kinder immer wie Kinder reagieren werden.

Das ist ihre Aufgabe! Sie sind keine Erwachsenen, sondern sie sind im ständigen Herausfinden, wie die Welt funktioniert und was sie erwarten können. Es ist ganz natürlich, dass sie Grenzen testen und sehen wollen, wo hört der Rahmen auf?

Sie müssen mit Macht experimentieren, um zu lernen, sinnvoll und verantwortungsvoll damit umzugehen. Ihr Gehirn ist noch in ständiger Entwicklung und in chronischen Umbauphasen, dh. auch, dass der emotionale Teil des Gehirns noch sehr oft das Zepter übernimmt und die Vernunftsregion ein wenig auf sich warten lässt.

Und, wie jeder andere Mensch auch, mögen sie es gar nicht total kontrolliert zu werden. Während einerseits mehr Mitgefühl und Respekt von unserer Seite sicherlich dabei hilft, dass sie mehr kooperieren, können wir mit Sicherheit weiterhin sehr oft kindisches und kindliches Verhalten erwarten. Auch WENN wir jegliches Schimpfen einstellen. Wir als Erwachsene sollten in der Lage sein, uns selbst zu regulieren, AUCH WENN unsere Kinder das noch nicht können. WIR sind die Erwachsenen!

 

4. Hör auf, "Zündstoff zu sammeln".

Damit meine ich, darauf zu achten, wo sich Spannung am Tag ansammeln, wenn wir z. B. einen schlechten Tag haben. Denn wenn wir erst mal genug Spannung angesammelt haben, dann ist oft ein Vulkanausbruch nicht mehr abzuwenden.

Achte auf deinen Körper, wie zeigt er, dass du gerade angespannt oder gestresst bist, was sind die feinen Signale und sorge dann sofort dafür, dich zu entspannen, wie auch immer das für dich am besten aussieht. Übernimm’ die Verantwortung für deine eigenen Gefühle, hilf dir selbst in einen ruhigen Gemütszustand, sodass du emotional großzügig zu deinem Kind sein kannst.

 

5. Reagiere mit Mitgefühl, wenn dein Kind Emotionen zeigt – und zwar egal welche Emotion.

Auf diese Art und Weise lernt auch dein Kind seine eigenen Emotionen zu erkennen und zu akzeptieren. Das ist der erste Schritt in Richtung Emotionsregulation.

Und sobald ein Kind seine Emotionen regulieren kann, kann es automatisch sein Verhalten regulieren. Und ganz wichtig: dieses Gefühl, verstanden zu werden, hilft unseren Kindern auch dabei, mit der Zeit weniger intensiv in Wut ausbrechen zu müssen.

 

6. Bleibe in Verbindung und versetze dich in die Lage deines Kindes hinein – gerade dann, wenn du Grenzen setzen musst.

Das trifft auf jeden Fall zu, wenn du dem Kind logischerweise nicht erlauben kannst, weiter auf das Geschwisterkind einzuhauen, oder du ihm nicht das 3. Eis kaufen kannst, oder in vielen anderen ähnlichen Momenten. Wenn Kinder spüren, dass wir sie verstehen und grundsätzlich auf ihrer Seite sind, auch wenn wir “Nein” sagen, dann können sie mit der Zeit kooperativer sein, auch wenn es im Moment schmerzt.

Das ist nicht die passende Zeit für Belehrung oder Sätze wie, „Du weißt doch, dass du deinen Bruder nicht hauen sollst!“. Absolut nicht – sieh die Situation weiterhin aus der Kinderperspektive, das hilft dir dabei ruhiger zu bleiben.

 

7. Wenn du selbst wütend wirst, hör auf.

Und das meine ich wörtlich – wenn du merkst, dass du anfängst, mit in die Wutspirale einzusteigen, dann: Mund zu! Mache nichts, außer tief einatmen. Wenn du schon mit der Schimpftirade begonnen hast – stopp dich selbst mitten im Satz. Und widerstehe dem Drang, es deinem Kind jetzt aber mal so richtig zu sagen!  Tue nichts, bevor du nicht wieder ruhiger bist!

 

8. Nimm’ ein Eltern-Time-out.

Es gibt ja die berühmt-berüchtigten Time-Outs, wo Kinder sich für eine bestimmte Zeit auf den Time-Out-Platz begeben müssen (früher hat man dazu „Ecke stehen“ gesagt) – es ist eine sehr fragwürdige Methode, die ich nicht empfehle. Aber wir Eltern können in diesen Situationen durchaus ein Time-out nehmen. Das bedeutet: Drehe dich von deinem Kind weg. Atme tief durch. Verlasse den Raum, je nach Alter des Kindes ist das möglich. Spritze dir kaltes Wasser ins Gesicht – tue das Nötige, um deinen Fokus vom Kind auf deinen inneren Gefühlszustand zu lenken.

Unter deiner eigenen Wut verbergen sich wahrscheinlich Gefühle wie Ängste, Traurigkeit oder Hilflosigkeit und die solltest du hochholen und veratmen. Hab Mitgefühl mit dir selbst. Sobald du deine Gefühle siehst und annimmst, ohne gleich auf sie zu reagieren, werden sie nach und nach verschwinden und du automatisch wieder ruhiger werden.

 

9. Finde deine innere Ruhe und Weisheit.

Wenn du diese Ruhe wieder erlangt hast, dann ist es leichter, die ganze Situation objektiver zu betrachten. Du kannst dir auch vorstellen, dass du aus der Rolle der ruhigen Mama oder des ruhigen Papas heraus denkst:

    "Ich muss hier nicht gewinnen. Ich brauche hier keinen Kampf zu führen."
    "Mein Kind benimmt sich wie ein Kind, weil es IST ein Kind."
    "Dieses Benehmen zeigt einfach, wie sehr mein Kind unter Druck oder Spannung steht."
    "Ich muss nicht recht haben. Ich kann auch einfach nur ruhig bleiben und mein Kind gut durch begleiten."

 

10. Keine Belehrungen.

Wenn du anfängst zu belehren, in diesem Moment, dann bist du wahrscheinlich eher nur verletzend. Dein Kind wird sowieso nichts lernen in diesem Zustand und du schaukelst die ganze Situation nur noch mehr auf.

Das einzig Gute, das du jetzt wirklich tun solltest, ist für Sicherheit zu sorgen, dich vielleicht zu entschuldigen, wenn es notwendig ist, ein wenig Humor anzuwenden, wenn du es mit einem grantigen Kind zu tun hast - wie kannst du euch zum Lachen bringen, und wenn das nicht hilft, das Kind einfach durch das Weinen und die Traurigkeit durch begleiten.

 

Die schlechte Nachricht und die gute Nachricht?

Diese Schritte sind einfacher gesagt, als getan. Es braucht ziemlich viel Selbstkontrolle und du wirst sicherlich ein paar Anläufe brauchen, bis das klappt. Übung macht den Meister!

Die gute Nachricht? Es wirkt. Es wird einfacher, sich selbst mitten in einer Schimpftirade zu unterbrechen, zu sagen:

"Meine Güte, jetzt bin ich aber wieder zickig unterwegs …"

Wenn du dran bleibst, dann wirst du dich schnell stoppen können, bevor du überhaupt mit Schimpfen beginnst. Erinnere dich daran, dass du gerade dein Gehirn neu verdrahtest und dass es natürlich einige Zeit braucht, bis die neuen Muster greifen.

Die noch besseren Nachrichten?

Dein Kind wird sich verändern, du wirst bemerken, wie auch dein Kind immer weniger in Riesen-Wutanfälle ausbricht, wie es sich besser kontrollieren kann, anstatt auszuflippen, einfach weil du ihm das auch so vorlebst.

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