Selbstbestimmte Kinder und Gefühlsregulation
Die emotionale Entwicklung selbstbestimmter Kinder hängt eng mit der Selbstregulation der Eltern zusammen. Selbstbestimmte Menschen haben eine hohe Durchsetzungskraft und auch eine hohe Vorstellungskraft, wie etwas ‘zu sein hat’.
Werden Wünsche nicht sofort oder nicht den eigenen Vorstellungen entsprechend erfüllt, folgt oftmals ein Gefühlsausbruch. Gefühle, wie Frustration, Enttäuschung, Ärger und ähnliche werden sehr intensiv erlebt. Je jünger das Kind, desto schwieriger kann es mit diesen oftmals überwältigenden Gefühlen umgehen.
Eltern und andere Bezugspersonen spielen hier eine besondere Rolle, nämlich die der Co-Regulation. Indem sie eine sichere und unterstützende Umgebung schaffen, in der das Kind lernt, nach und nach mit seinen Emotionen adäquat umzugehen.
Hier findest du einige wichtige Anregungen dazu:
1. Selbstbestimmte Kinder brauchen klare Grenzen – aber nicht durch Kontrolle
Selbstbestimmte Kinder neigen dazu, ihren eigenen Weg zu gehen und ihren Willen zu äußern. Das ist nichts Problematisches, sondern eine natürliche Entwicklung des Kindes. Doch viele Eltern reagieren auf die Selbstbestimmung ihrer Kinder mit Kontrolle oder Machtkämpfen. Wesentlich zielführender ist es jedoch, wenn Eltern ruhig bleiben und ihre eigenen Gefühle zuerst regulieren, wenn sie auf die starken Willensäußerungen des Kindes treffen. Bleiben Eltern in stressigen Momenten ruhig, vermitteln sie dem Kind, dass auch in herausfordernden Situationen Selbstkontrolle möglich ist.
2. Eltern müssen Vorbilder in Selbstregulation sein
Selbstbestimmte Kinder haben ein (angeborenes) starkes Bedürfnis nach Autonomie und wollen oft selbst über ihre Handlungen entscheiden. Meist ist auch ein oder sind sogar beide Elternteile sehr willensstark. Hier gibt’s dazu noch ein paar erhellende Gedanken.
In Konfliktsituationen, wenn Kinder sich widersetzen oder starke Emotionen zeigen,ist es wichtig, dass Eltern ihre eigenen Gefühle wie Frustration oder Ärger wahrnehmen und regulieren.
Ein emotionaler Ausbruch der Eltern würde die Eskalation nur noch verstärken. Stattdessen sollten Eltern in diesen Momenten ruhig bleiben und dem Kind zeigen, wie man mit starken Emotionen umgeht, ohne die Kontrolle zu verlieren. In 5 einfachen Schritten zum Cooldown.
3. Respektieren von Gefühlen, ohne die Kontrolle abzugeben
Man nennt es auch Grenzen setzen mit Empathie. Selbstbestimmte Kinder haben oft intensive Gefühle, weil sie stark mit ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen verbunden sind. Sprich, sie haben oft Wutanfälle! Eltern versuchen diese Wutanfälle möglichst rasch zu beenden. Aus verschiedensten Gründen: die anderen Leute schauen schon, es ist schon peinlich genug, es ist mühsam… Doch das ist leider nicht hilfreich und führt nicht zum Ziel.
Ein wesentlicher Teil der Selbstregulation bei Eltern besteht darin, die Emotionen des Kindes zu akzeptieren, ohne selbst emotional überwältigt zu werden oder ihre eigene Autorität aufzugeben. Im Volksmund würden wir sagen: Nimm’s nicht persönlich!
4. Kinder dürfen "Nein" sagen – Eltern bleiben ruhig
Ein charakteristisches Merkmal selbstbestimmter Kinder ist, dass sie häufig "Nein" sagen und auf ihre Autonomie pochen. Wir sollten das „Nein“ eines Kindes respektieren, ohne darauf mit Zwang oder Druck zu reagieren. Hier spielt die emotionale Selbstregulation der Eltern eine Schlüsselrolle:
Anstatt das „Nein“ als Provokation oder Infragestellen der Autorität zu sehen, dürfen wir ruhig bleiben und das Verhalten des Kindes als Ausdruck seiner Selbstbestimmung anerkennen.
5. Kooperation statt Gehorsam
Eine der Säulen der Schwarzen Pädagogik ist Gehorsam. Gehorsam bedeutet, dass das Kind Anweisungen blind befolgt, während Kooperation auf einem gegenseitigen Verständnis basiert.
Selbstbestimmte Kinder neigen dazu, weniger gehorsam zu sein (und das ist gut so!) was bei Eltern oft Frustration auslöst. Sobald Eltern gelernt haben, eine kooperative Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen, werden Machtkämpfe weniger und das Kind lernt, auch mit den negativen Gefühlen umzugehen.
Für selbstbestimmte Kinder ist es besonders wichtig, dass Eltern in der Lage sind, ihre eigenen Emotionen zu regulieren. Sie brauchen Eltern, die in schwierigen Momenten ruhig bleiben, ihre Autonomie respektieren und dennoch klar kommunizieren, welche Grenzen bestehen.